Montag, 31. Oktober 2016

Allerheiligen


Kerzenlicht,
Willkommensgruß für meine Toten.

Leuchtfeuer zur Anderswelt.
Durchlässige Zeiten
in denen die Tore offenstehn.

Zwielichtige Nebeltage
eingehüllt
in die lautlos wachsende Nacht.
Jeden Abend und Morgen verkürzt sich das Licht.

Blätterteppiche
golden und rot
königlich ausgebreitet bis ins Unterholz -
zerschellte Sonnensplitter
trösten mir Seele und Herz.

Kerzenlicht am Fenster.
drinnen
oder draussen - ?

Willkommen
Schildfrauen und Kriegerinnen
Ungeborene und gewaltig Gestorbene.
Wilkommen ihr Ahnfrauen,
Kämpferinnen oder duldsam Verschwiegene.
Blutjunge Mädchen, Schwangere, deren neues Leben nach aussen drängt,
runzlige Alte mit faltiger Brust, zahnlos und blind.
Willkommen Großmutter, ich habe lange nicht an Dich gedacht.
Willkommen Mutter in Deinem Rollstuhl. Ihr habt mir die Fellnase mitgebracht,
die erst vor kurzem gegangen ist und meinem Herz noch so weh.

Für Euch alle leuchten die Kerzen.
Tretet ein und nehmt Platz, eine Nacht und viele Erinnerungen lang!

Tretet ein.
Mein Licht weist den Weg.
Meine Tore sind offen und die Teppiche ausgerollt.

Sonntag, 30. Oktober 2016

eco print II

eco print die Zweite. Stapeln. Dämpfen. Zum Kühlen auf den Balkon legen. Pressen. Schlafen gehn.
Klappe.
Das war gestern Nacht.
Heute also auspacken. Begutachten. Zum Trocknen aufhängen. 
Dadurch, dass ich sehr oft Blattwerk und Papier direkt  gestapelt habe, also die Bögen nicht zweifach gelegt, hab ich Papiere, die von beiden Seiten pigmentiert sind, was je nach Seite einen schattenhaften geisterhaften verwischten durchscheinenden Effekt ergibt. Gespannt bin ich, wie das aussieht, wenn die Papiere trocken sind. 


auf der Leine... 








Kochtopp

Ich habe beim Einschichten eine Sprühflasche benutzt, die Bögen anzufeuchten, so dass ich kein nasses Papier bewegen musste, sondern immer einen trockenen Bogen auflege, einsprühe, Blattwerk drauf, dann den nächsten Papierbogen, einsprühen, etc. 
Gefeuchtet habe ich mit Wasser, dem ich essigsaure Tonerde zugesetzt habe, was beim Textilecoprint, so ich mich da eingelesen hatte, als Fixativ benutzt wird. 
Alaunlösung hatte ich auch da, bin aber zurückgeschreckt, der Kram ist giftig und die Papiere werden ja nicht mehr abgespült.  

Demnächst, wenn trocken, zeig ich Einzelbögen. Platane kam sehr gut durch. Die weinroten Blätter des Hartriegel kommen auffällig dunkel. Winde sehr blass. Götterbaum auch eher blass. Pappel schön gelb. Ahorn mal so mal so. Jedenfalls interessant und man hat mit einem Schlag ne reichliche Menge. 

Briefpapier. Zum Verschenken. Ich hab da eine Freundin in Berlin.... grins.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

mark making II

Seit Michaela zu mark making und Susanne zu Märchen aufgerufen haben, spukt das zusammen in meinem Kopf herum.
Als Spuren.
Und ich überlege, in welchen Märchen Spuren gelegt sind.
In Hänsel und Gretel zum Beispiel. Sie lassen Steinchen fallen, den Rückweg wieder zu finden. 
Welche Spur führt zur Hütte der Baba Jaga, die auf Hühnerbeinen steht? Knochen meine ich zu erinnern. 
Ins Labyrinth des Minotauros geht Theseus mit dem Faden der Ariadne. 
Wie findet der Prinz zu Dornröschen - folgt er der schier endlosen Rosenhecke, in der die Gerippe seiner Vorgänger in ihren Rüstungen hängen?
Die Skelettfrau folgt dem entsetzten Jäger, der sie aus dem Eisloch geangelt hat, verheddert in Angel und Netz, bis hinein in seine Hütte. 
Im Machandelboom der vom Vater gegessene Bruder, dessen Schwester seine Knochen unter den Wachholderbaum legt. (Ein Märchen auf Plattdütsch. Das hab ich mir als Kind immer laut vorgelesen, um es zu verstehen.) 

Ich merke schon, ich bin heut abend voller morbider Märchen. 

Oder die Spuren aus Blut: Die Stiefschwestern von Aschenbrödel hacken Ferse und Zehe ab - das Blut tropft die Spur zu den falschen Prinzessinnen
Die drei Blutstropfen auf dem Taschentuch, die die Mutter ihrer Königstochter im Märchen Gänsemagd mitgibt. 

Fangen wir mit Hänsel und Gretel an. Auch da gibt's Knöchelchen und eine Menschenfresserin, aber vorher gibt's Spuren  -  ich habs mal versucht.

--- das war vor ein paar Tagen, dann schlug die Influenza zu, die Batterie der Kamera war leer, usw. ---

Ich bin ziemlich mies im Zwischenschritte fotografieren, das stört mich eher. Also gibts jetzt hier den schon zusammengesetzten Leporello, den ich aus  einzelnen fröhlich vermusterten Seiten zugeschnitten habe. 


Maisblüte Pinsel Gummistempel

Maisblüten Pinsel

Gummistempel

Wachsmalstiftkrakel Zwiebelnetzchen Aquarellfarbe


Bleistiftmuster Tusche und Deckweiss

nachts werd ich albern ... vorläufiger Titel ...


Und damit ist Michaelas Frage was ich mit den Mustern mache, auch schon gleich beantwortet. Vorläufig. Ich mache bestimmt weiter. Beide Themen sind welche, die mich lange beschäftigen, danke für die Ideen, Michaela und Susanne! Rumwuzzen ist klasse.

Ausserdem liebe ich meine beiden Grimms Märchenbücher. Jubiläumsausgabe Leipzig 1908 (Geburtsjahr meiner Oma, deren Mädchenname in einem der Bücher steht.) Ich bin aufgewachsen mit den Ilustrationen von Ubbelohde, die mich bis heute prägen.

Nachtrag: feddisch: mark making III


Mittwoch, 26. Oktober 2016

die welt vor meiner tür

die welt vor meiner tür

auf dem rückweg vom arzt laufe ich bei meinem lieblingsdönerpizzamann vorbei
salman stellt grade ein frisches blech süßigkeiten ins fenster
er isst baklava, der sirup tropft, die augen leuchten
er sieht mich, winkt mich herein,
ich wehre ab, spiele vor, wie erledigt ich bin, kopf ab, ohrweh, gehe schlafen
meine schaufensterpantomime beeindruckt ihn nicht
komm rein, komm rein!
was ist los?
ich hab grad meine krankmeldung abgegeben, krächze ich,
fieber, schüttelfrost, halsweh, ich bin erledigt.
aaah sagt er, da iss, hebt mir ein triefendes warmes baklava über die theke
iss, iss, morgen bist du wie neugeboren!
ich muss so lachen!
das baklava ist himmlisch
unendlich süß, zart, lauwarm, sirup läuft mir die finger lang
danke salman!

***

vor mir geht ein mann
nagelneue sportschuhe
ihr wisst schon
die marke mit der man sich in die lüfte hebt
sie quietschen
sie quietschen soo laut!
polyesterschnee oder was?
meine großmutter sagt,
schuhe, die quietschen, sind sie noch nicht bezahlt.
 
mann, war'n die teuer!

***

die lütten vom vierten stock kommen heim
sie stiefeln direkt durchs haus
hinten wieder raus in den hof
verschwinden im grünkram im garten, kinderspielecke, sandloch

"matschepampe matschepampe" hör ich nur einen frohlocken
(wahrscheinlich besser als kindergarten)

***

ich bin krank
eingemummt bis an die ohren
mütze auf, gehe ich brot kaufen.
ich sehe matschig aus
wie gekotzter appelbrei sagt mein spiegelbild.
majid der brotmann begrüßt mich
hi eva
ich brumme hi majid (im bass)
bist du krank? fragt er
ja
gut sagt er
nein sage ich
gucke ihn an
nein natürlich nicht sagt er
schüttelt den kopf
wir lachen
ich zahle mein brot.
geh wieder ins bett, brummt er.

***

Dienstag, 25. Oktober 2016

flu flu

Nach zwei Tagen Dauerregen und zwei Tagen im Bett
krank, Schüttelfrost wechselt sich ab mit Fieber, niesend und hustend
hellt es sich auf 
heute freundliche 14 Grad und ein wenig Sonne
ich schleiche in die Dusche, bitte den Kreislauf standzuhalten 
trockener frischer Schlafanzug, Wolljacke, Schal,
und setze mich kurz auf den Balkon
so schön draussen
Tee
ein wenig Suppe
dann ins Bett zurück.
 
Es wird schon wieder. 

Sonntag, 23. Oktober 2016

Blümchen von unterwegs

Rheinuferspaziergang mit Schnupfennase. Ich muss den Herbstzweig vom Gesicht fernhalten, sonst niese ich ihm die Blätter runter.




Ahorn, Schafgarbe und Sommerflieder. 
Wandern zum Holunderblütchen. 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

focaria nocturnalis

Reste?  Pfanne.
Alles was so rumfliegt. Rest Fleisch. Eine dicke Quitte hat nen Dotzer. Eschalotten werden so schnell trocken oben. Drei Maroni kullern gegart aber ungepellt auf der Ablage.  ...   wasmachichdamit   ...

Die Hand voll Rindergulasch in ganz feine Streifen schneiden
2-3 Eschalotten in dünne Rädchen
1/2 große Apfelquitte großzügig kernhauslos machen, in feine Streifen schneiden.  (Menge Fleisch ./. Quitte+Zwiebel fifty fifty)
Fleisch kräftig anbruzzeln, mit Zimt! und Raz el Hanout großzügig bepudern, durchmengen, weiterschmurgeln. Zwiebeln und Quitte rein. Hitze runter. Schmoren. Salz, Pfeffer, Muskat. 
Die Maroni, wenn sie denn endlich gepellt sind, in kleine Stücke hacken und rein. Etwas Wasser (oder Wein) etwas Sojasoße dazu. Schmurgeln. 
Und dann immer mal probieren.
Und probieren.
Und hm ja das geht zusammen denken und weiter probieren. 
Und zum Schluß ist die wirklich nicht so große Pfanne einfach leer. 
Gibt kein Foto. Aber 'n Rezept, umrechenbar für Normalmengentauglichkeit. 
Für mehr Soße nimm noch 'nen Schuß Sojasoße, einen Löffel Quittenmus, die Quitte komplett, Schluck Wein oder Martini, ausprobieren. 
Dazu? Nix. Oder Brot. Reicht. Geile Reste.
 

Mittwoch, 19. Oktober 2016

mark making I


 Michaelas Oktoberthema Muster Spuren machen - Mark Making
Aufruf zum rumwutzen, äh, nicht zielgerichtet rumprobieren. 


Die Rohrkolbenexperimente gefallen mir gut...

 Chinesische Reibtusche läßt sich herrlich wutzen, spritzen, stempeln....

 Rohrkolben quer durch zum Stempeln, Rohrkolbenblüten mit Tusche benetzt abgedruckt.

 hach die alte Pustetechnik, wann war das? Fünfte Klasse?

 Tuschen

knurrende Rohrschachtiefseefische

Tuschen, Bronzepuder

Montag, 17. Oktober 2016

Aushäusig sein

Strahlende Herbsttage im Siegerland. Wald am Nisterlauf. Indian summer mit einer Freundin und ihren Beagles. Sonne tanken. 





























Quitte oh Quitte

mit Granatapfel




mit Schlehe



Die kleinen wilden Quitten stehen mit ihrer Säure Zitronen in nichts nach. 
Die Letten nennen sie Zitrone des Nordens. Den Duft der Früchte möchte ich am liebsten auf Flaschen ziehen. Und die Säure - los, stopft Strümpfe!

Samstag, 8. Oktober 2016

Fünfminutencollage im Oktober

Bei Rösi ist die Fünfminutencollage im Oktober mit Braun gelandet.
Oh Gott, denke ich, braun! Da hab ich ja garnix. Bis ich mich selber mal frage, welche Farbe bitte Holz hat. 
Ja. Danke. Ha ha. 

Und ich habe vieles aus Holz....



Die Treibholzschwinge eines ersoffenen Engels
das Deckelchen meiner Glückspfennigdose aus Veilchenholz
mein allerliebstes Huhn aus Ton
die älteste Muskatmühle dieses Haushalts
Mutters Warzenschwein
ein Paar afrikanische Salatgiraffen
und passend zur Vorweihnachtszeit, in der sich Spekulatius und Dominosteine mit Halloweenkartoffelchips die Regalmeter teilen: Ein Osterhäschen. 

Ich könnte den Teppich mal saugen. Geschenkt. 

Blümchen

Im Garten blüht nicht mehr viel, von dem Herbstastern mal abgesehen, die Bienen tummeln sich darin. Als ich nach einem langen Gartennachmittag mit abwechselnd Sprühregen und Sonne heimgehe, sitzt eine dicke Hummel auf einer der letzten Blüten der Kokardenblume. Sie wirkt schlafend, festgekrallt an der Blüte, den Pelz pollenbestäubt. Es ist schon am dunkelwerden und nach Sonnenuntergang empfindlich kühl, ausserdem fängt grade wieder diese dumme Sprühregen an. Ich streichle Hummel und Blüte sachte über die Pelz und wünsche beiden eine nicht so kalte Nacht.


Beute wird zuhause ausgepackt:  Quitten.







 Und nochmal Quitten. Die großen sind Apfelquitten von der Nachbarin. 

Die kleinen tiefgoldenen sind alle von unsrer Zierquitte, Wildquitte. Sie ist stachelig wie ein Kreuzung aus Igel und Stachelschwein, wehrhaft ohne Ende. Ich bin zerstochen und zerkratzt, meine Hände sehen aus! 

Die letzten Tomaten eingesammelt:


Die Braunfäule nach den verregneten Sommerwochen haben wie immer die walzenförmigen San Marzano gut überstanden, die vom letzten Jahr selbst ausgesääte Green Zebra und zwei Sorten kleinere rotrunde und rotspitzige. Die peruanische Wildtomate ist ebenfalls braunfäuleresistent, die Früchte aber noch grün. Ich lasse sie hängen. Sie hatte sich von selbst ausgesäät, da der letzte Winter nicht so kalt war. Bei den ausgepflanzten Tomaten sind die Sortenschildchen perdu, ich weiss also nicht mehr bei allen, wer wer ist. Einiges Saatgut haben wir sogar aus Lettland. Wir vermehren jedes Jahr selbst. 



 Die Maiskolben werden wir treulich mit dem Hamster teilen,



den Topinambur auch. Diese große Hand voll Knollen stammt von einer Pflanze!

Jetzt brauche ich dick Handcreme für meine zerkratzten Pfoten und die Blümchen wollen auch noch in Szene gesetzt werden. Schwíerig bei der Beleuchtung.

Gartensträußchen

Letze Cosmeen, schlafender Kappenmohn, Herbstastern. Sie nehmen mir die Radtour nach Hause noch übel und sehn ein bisschen zerrauft aus. Ich schicke sie trotzdem zum Holunderblütchen zum friday flowerday.

Geisterfotografin im Fenster

Hoppla, gar nicht gemerkt, die Fotografin ist auf der dunklen Fensterscheibe - das wandert zu James' weekend reflections. 

Ich geh schlafen.