Samstag, 3. Februar 2018

Stadt-Land Februar

Susannes Stadt-Land-Thema heisst für Februar Verkehr.
Und da ich erstens grade am Schreiben bin, zweitens mich von unserer Gesundheitsmisere einfach ablenken möchte, gehts jetzt mit Verkehr weiter....
Ich danke Euch allen, die uns Gesundwerdwünsche, Virenkillgrüße, heilende Hände und Hühnersuppe rübergebeamt haben. Ihr seid klasse. Ich würd ja gerne schreiben Entwarnung, geht nur nicht. Der Göga ist nach wie vor fensterkittfarben und wir hängen hier zwischen warten auf die Blutwerte (Montag) oder Sofortmaßnahmen (lalülala, aber er wehrt sich beharrlich) .... ich erzähl vielleicht irgendwann mehr. Fragt nicht.

Stadt und Verkehr.
Bewohner Mainz 214.939 (Hauptwohnsitz. Mit Haupt u Nebenwohnsitz 217.838)
Pkws in Mainz 97.320 - Stand 2017

Wieviele hier jeden Tag rein und rauspendeln, keine Ahnung. Viele. Zu viele. Weil die einen zu Schott, SWR oder ZDF wollen, die andern über die Rheinbrücke nach Wiesbaden oder Frankfurt.

Wir sind eine Familie mitten in der Stadt ohne Pkw.
Ich bin ein Fossil vom Land ohne Führerschein (Motorboot hab ich, grins)
Wir sind Menschen mit Fahrrädern, Packtaschen, Radkörben, Anhängern, Rucksäcken.
Ich bin tagtäglich angenervt von Blechschlangen, die Stoßstange an Stoßstange über die Kreuzungen, über die Fußgängerüberwege stehen, von Autofahrern, die ich-schaffs-noch-vor-rot-Ampel-rasen machen  (morgens um dreiviertel acht, wenn an allen Kaiserstraßenampeln Schulkinder stehen)
Ich bin angenervt von zugeparkten Straßen, von gefährdenden Falschparkern, vom Benzingestank. Ich bin genauso genervt von lichtlosen Radlern im Dunkeln, von rücksichtslosen Radschlänglern, die keine Verkehrsregeln beachten, so isses ja nicht. Aber die (oft nur mit 1 Person besetzten) Blechdosen sind lauter, stärker, stinkender, platzfressender. Wenn sie nicht im Stau stehen, sind sie bestimmt praktisch. Da viele von ihnen drei Viertel der Zeit nur rumstehen, kotzt es mich an, dass eine Stadt auf Autos ausgerichtet ist, die sich jeden Platz nehmen dürfen, und FußgängerInnen, RadfahrerInnen gucken in die Röhre. Ich würde mir den Raum, den die Blechlawinen nehmen, gerne zurückholen.
Und den Gestank, den Dauerlärm loswerden.
Das Rhein-Main-Gebiet ist reichlich gut mit Öffies angebunden. Im Stau zu stehen zu verteidigen als Freiheit kann ich weder nachvollziehen noch im Sinne von Lebensqualität in der Stadt akzeptieren. Schön in Mainz: Es gibt Leihfahrräder. Viele. Und sie werden begeistert genutzt.  Und werden immer mehr (auch wenn ein Teil der Radwege grottenschlecht ist und an wirklich wichtigen Straßen welche fehlen)
Wir sind ne Studentenstadt. Semesterticket für die Öffies, Leihfahrräder die erste halbe Stunde kostenlos. Viele junge Leute, auch viele junge Familien, die ich kennenlerne (gestern auf nem ersten Geburtstag von so nem kleenen Knopp) haben keinen Bock mehr auf eigenes Auto. Carsharing. Book n drive. Fahrrad und Kinderanhänger. Fahrrad und Lastenanhänger oder gleich Lastenrad. Fahrradkuriere, die bis in die äusseren Stadtteile schneller sind als Blech. (jaja ich weiss, oft ne prekäre Beschäftigung, aber auch fixer, praktischer Studi-job)
Ich bin keine Autohasserin. Wir leihen uns auch 3x im Jahr eines, wenn großes Zeug transportiert werden muss oder wir zu meinem Vater auf's Land fahren ohne zu übernachten... Ich seh nur seine Notwendigkeit nicht ein, wenn man als Familie mitten in der Stadt wohnt, da auch noch arbeitet und zur Schule geht. Gestatten, Allwetterradler.

P.S. Aufgewachsen bin ich auf dem Land. Pendeln per Zug zu Schule, Uni, ersten Arbeitsplätzen seit ich 10 Jahre alt war. Keine Lust auf Führerschein. Radeln nachts um drei vom Gig der angebeteten Garagenband, 10km Landstraße ohne Radweg (der wurde gebaut, als ich weggezogen war) Auch das Landleben (99% meiner Kumpels hatten mit 18 den Führerschein) hab ich ohne Auto gelebt.

5 Kommentare:

  1. Wow, das nenne ich konsequent!
    Gestern kam ein Buntfrosch hier an *freuhüpfquietsch*, den muss ich morgen mal zeigen! Zu der Misere sage ich mal (erstmal) nix, wünsche aber gute Nerven (kann leider keine von meinen abgeben, jeder einzelne wird gebraucht) und schicke einen Trostknuddler virtuell durch's Netz. Hoffentlich sieht der Herr bald was ein!
    Liebe Grüße von Frau Frosch

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  2. ich kann dich so gut verstehen. als wir noch in der stadt (vorort) wohnten, bin ich auch täglich mit dem rad zur arbeit gefahren, was an einigen ecken höchst unerfreulich war (z.b. im univiertel, wo die rasenden radler einen immer fast umfuhren, wenn man nicht schnell genug die kreuzung überquerte oder wenn die linksabbieger-autos mich zu gerne ignorierten, wenn radwege zugeparkt waren etc etc). aber genau aus den gründen, die du nennst, sind wir vor 20 jahren aufs land gezogen. wir konnten den lärm und gestank der stadt nicht mehr ertragen. leider hat sich in diesen jahren der sog. öffentliche nahverkehr für uns extrem verschlechtert. brauchte man früher 35 minuten, um in die stadt zu kommen, sind es heute 55. dazu sind zu bestimmten zeiten die busse so extrem voll, dass man dann noch den größten teil der fahrt in fast schrottreifen bussen stehen darf. ebenso ist es mit einkaufsmöglichkeiten. als wir hier ins dorf zogen, gab es einen kleinen tante-emma-laden und einen bäcker, im nachbardorf noch einen richtigen supermarkt. alles weg! inzwischen würden wir glatt wieder näher an die stadt ziehen, wo man alles mit dem rad erreichen kann. leider sind dort aber mieten und immopreise inzwischen so extrem gestiegen, dass wir uns das gar nicht mehr leisten können. eine fatale entwicklung - für stadt- als auch für landbewohner.
    ich drücke nach wie vor daumen!!
    liebe grüße
    mano

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  3. Wohnte ich in der Stadt, würde ich wahrscheinlich auch kein Auto mehr besitzen und ich verstehe Deinen Groll. Ich kenne das aus Berlin. Voll, laut, dreckig. Aber hier auf dem Land wäre ich ohne Auto aufgeschmissen. Fast eine Stunde Fußmarsch bis zum nächsten Laden. Fahrradfahren kann ich nur schlecht, habe ich als Kind nicht gelernt. Und ich fürchte mich auf großen Straßen, die ich zum Teil aber nehmen müsste. Und Öffis? Kannst Du hier vergessen.
    Lieben Gruß und gute Besserung
    Katala

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  4. ...das ist ein leidiges Thema, liebe Eva,
    und kennt wohl jeder so oder ähnlich...dass ihr ganz ohne Auto lebt finde ich toll und würde ich in der Stadt auch so machen...fahren wir zur Familie nach Leipzig, dann meist bis zum Haus und dort bleibt das Auto stehen, bis wir wieder weg fahren...da fährt alle 10 Minuten die Straßenbahn...will ich von hier nach Karlsruhe, nehme ich auch die Stadtbahn, bin ich paar Minuten länger unterwegs, muß aber keinen Parkplatz suchen und zahle für die Fahrkarte ungefähr so viel wie für das Parkhaus...eine gute halbe Stunde lesen habe ich dazu...zur Arbeit fahre ich auch gerne mit dem Fahrrad, aber ich muß gestehen, ich bin da Schönwetterradlerin...

    nun wünsche ich euch noch gute Wege in der Gesundheit, dass es Allen bald wieder richtig gut geht,
    liebe Grüße Birgitt

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  5. Bingo! Ein fantastischer Post! Autoberuhigte Städte wären soviel netter. Und die Menschen könnten sich etwas mehr entspannen. Ich bin da ganz bei dir!
    Konsequenter Radzufahren ist eine gute Alternative. Hier in Wien, also zumindest in meiner Umgebung 5km+, sind die Radwege auch ziemlich 1A.
    Es geht bei uns mehr um die Unterbringung derselben. Da haben wir noch ein paar autofanatische Nachbarn, die im Hof dann keine Räder stehen haben wollen .. man kann es kaum glauben!
    Wenn unser - mittlerweile 18 Jahre altes Auto - dann bald stirbt, dann werden wir es für zumindest ein halbes Jahr ohne Auto probieren. Und ich gebe zu, ehrlich aufgeregt zu sein deswegen!

    Ich freue mich dich dabei zu haben!
    LG aus Wien
    Susanne

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Wie war das - für Blogger sind Kommentare wie der Applaus im Theater - na denn, tut Euch keinen Zwang an! Ihr dürft pfeifen, trommeln, klatschen.... mit Euren Kommentaren isses hier nicht so einsam. Danke!
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